VON SANDRART (1675)

J. Von Sandrart, L'Academia Todesca... Iconologia, Nuremberg 1675

Er mahlte einen sitzenden und mit langen Esel-Ohren wie Mydas begabten Konig selbiger strette seinen Arm aus nach der su ihm kommenden Frauen Calumnia, oder falscher Beschuldigung gleichsam wolte er dieselbe zu sich ziehen. Zu einer jeden Seiten stunde neben ihm ein Frauenbild deren Angesicht eine rasende Zollheit als in dem Spiegel ihres falschen Herzens zu sehen war. Dieselbe hielte in der linken Hand eine Feuer-auspenende Faskel mit der rechten aber zoge zie ganz unbarmherzig bei den Haaren einen betrübten Augen und Hände den Himmel aufhebenden und die Gerechtigkeit um Hilfe anflehenden Jungling: es begleitete sie auf der Seiten ein bleicher und wegwn eingefallenen Gesichts hasslicher Mann alss einer der jezo von einer tödlichen Krankheit wider anfangt zu genesen doch sahe man aus seiner liftigen und argen Gestalt dass er hen Hass oder Neid bedeuten müste. Hinder ihr giengen die Lift und der Betrug abgebildet in zwener Dienst-Madge-Personen welche ihre Frau ihres Amts erinnerten und zu Verrichtung desselben anmahneten. Auf der andern Seite stunde die Reu in Gestalt einer sehr betrubten und das Angesicht zuruck kehrenden Frauen sie ware in schwarzzerrissenen Kleidern verkapt und weinte als eine so beschamet worden ist; dieser kame von ferne entgegen die als einre arbare und Majectatische doch nackende Frau abgebildete Wahrheit...

VON SANDRART (1683)

J. Von Sandrart, L'Academia Todesca... Iconologia, Nuremberg 1683

Die Nemesis ist der guten Verrichtugen Wolthäterin und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter eine Tochter der Gerechtigkeit unsere Abrichterin dass wir

Mass und Verstand gebrauchen sollen eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses darauf sie sitzt und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.

Die Iustitia oder der Gerechtigkeit ist eine Bewahrerin der Frommen und Strafferin der Bösen eine Verächterin aller Geschenck und Gaben die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen und der Einfältigen Beschützerin.

Die Calumnia oder Lästerung tritt herben in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch zeigt ihr Angesicht einigen Zorn aber nicht widerwärtig hat in einen Hand eine brennende Fackel mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bei den Haaren schleppt denselben nackend mit seinen zu sammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen nicht achtend ob er gleich jämmerlich und fläglich ruffet unmitleidig über die Erden.

Die Invidia machtet ihr selbsten Schmerz und Qual wann es andern wol ergehet; sie hält beide Ohren zu und will sich selbst erwürgen wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.

Momus ist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden ein Sohn des Traums und der Nacht von unförmlicher und hesslicher Gestalt ihme selbst und jederman zuwider verachtet alle Kunst und gute Gesetze bespottet solche schlägt drein und bellet jedermann wie en böser Hund an.

Der Fraus oder Betrug ist gebildet als ein Weibsperson die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens hinten aber hat sie eine schandliche Larve solche bedeutet dass die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergissten. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch mit selbiger Hand wincket sie sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht der doch abwarts nur ein gisstiges gefahrliches Monstrum ist.

Maccaria oder der Göttin der Glückseeligkeiit ist eine Tochter Herculis mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen in der andern aber halt sie das Cornucopia oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend das andere den Reichtum und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.